Kein Verstehen mehr, nirgends – Abenteuerland Paarkonflikt I
Sie reden nicht mehr miteinander, ohne dass die Situation eskaliert. Selbst wenn Sie sich vornehmen, diesmal ruhig zu bleiben, innerhalb kürzester Zeit droht die Explosion – mindestens innerlich. Beherrschen wird schnell unmöglich, Sie müssen den Raum verlassen, um es nicht noch schlimmer zu machen. Dabei kennen Sie sich schon lange, haben viel erlebt, durchgestanden, genossen, geschafft, geliebt. Plötzlich – seit wann eigentlich? – ist es anders. Sie weichen einander aus, wollen am liebsten auch das Nötige nur noch per Nachricht regeln. Zunehmend graut Ihnen vor direktem Gespräch. Sie merken, so kann es auf Dauer nicht weitergehen. Mit jedem Mal wird die innere Distanz größer, droht in Abscheu umzuschlagen. Einen Schlussstrich ziehen, mindesten für eine gewisse Zeit Abstand waren? Wie soll das funktionieren, bei den gemeinsamen Verpflichtungen?
Gemeinsame Verpflichtungen, in solchen Phasen häufig als zusätzliche Erschwernis empfunden, können immerhin helfen, nicht einfach alles hinzuwerfen. Mehr Zukunftsweisendes haben sie meist nicht zu bieten. Dafür braucht es etwas anderes, das Brücke werden könnte. Doch woher nehmen? Die gute Nachricht: Der Fundus, aus dem Deeskalierendes und Stabilisierendes geschöpft werden kann, wird in der Regel erheblich größer und vielfältiger, je genauer die Beteiligten hinzuschauen beginnen. Anders hinzuschauen ist überhaupt ein wesentlicher Schritt, ein wesentlicher Stein für den Bau der neuen Brücke zueinander. Noch genauer: die Entscheidung – vielleicht nur probeweise – mindestens mit einer neutralen, auch Gutes für möglich haltenden Einstellung auf die Situation und den Anderen schauen zu wollen. Nicht so einfach am Anfang...
Natürlich wird die experimentelle Bereitschaft, eine schatzsuchend-Gutes-für-möglich-haltende Perspektive einzunehmen, im Lauf der gemeinsamen Forschungsreise klarer und fester. Für den Anfang genügt es, wirklich anfangen zu wollen, grundsätzlich – und bei jedem einzelnen ‚Fundstück’ auf dem Weg entlang der Situationen des realen gemeinsamen Lebens. Weil sich die Edelsteine am Wegesrand selten bereits in gesäuberter und geschliffener Form finden lassen, braucht es einen Restbestand an Geduld und Vertrauen, damit die geschärften Augen die nötige Gelegenheit bekommen. Bis dann die Freude über das Abenteuer des Findens dem krisengebeutelten Expeditionsteam immer mehr unter die Arme greift, das Finden immer leichter und gemeinsamer wird.
Klar: Wer den Expeditionsbeginn nicht lange hinausschiebt, profitiert vom noch größeren gemeinsamen Vorrat an Gedulds- und Vertrauensproviant für anfängliche Durststrecken.
Wagen wir an dieser Stelle noch einen ersten Blick voraus in das Expeditionsgebiet. Erfreulicherweise besticht dieses Abenteuerland topografisch durch vielfältige, eindrucksvolle und schöne Landschaften. Ehemalige Expeditionsteilnehmer berichten von fruchtbaren Ebenen des Erreichten, Flüssen des Genießens, von Wäldern der Werte und Bergen voller Träume und Visionen.
Sind Sie bereit?